Vereinschronik des SC Alstertal-Langenhorn

Am 1. Juli 2002 schlossen sich der TuS Alstertal von 1909 e.V. und der SC Langenhorn von 1909/10 e.V. zum Sportclub Alstertal-Langenhorn e.V. zusammen.

Nach über 90 Jahren wird damit in der Geschichte beider Vereine ein neues Kapitel aufgeschlagen. Mit weit über 8000 Mitgliedern ist einer der größten Sportvereine in Hamburgs Norden entstanden.

Gemeinsam wird man die Zukunft jetzt besser gestalten können. Doch nur wer weiß, woher er kommt, kann auch den richtigen Weg nach vorne beschreiten. Wir wollen deswegen versuchen, ein wenig in die Gründerzeit beider Vereine zurückzublicken.

Im Jahre 1909, ein Jahr nachdem in Hamburg die Musikhalle erbaut wurde und ein Jahr bevor Fritz Schuhmacher begann, den herrlichen Hamburger Stadtpark anzulegen, begann auch die Geschichte unseres Vereins. Es war das Jahr, in dem das erste Sechstagerennen Europas in Berlin stattfand und die deutsche Generalität eine Abkehr vom Turnen und dafür Wehrertüchtigung durch Sport forderte. Zwar hatten schon zwanzig Jahre vorher eine kleine Anzahl von “ehrenwerten Bürgern” den Versuch unternommen, einen Turnverein zu gründen, aber aus Mangeln an Geld und Turnräumen scheiterte dieses Vorhaben

Im August 1909 wurde ein neuer Anlauf unternommen und im September war es dann soweit und der Turnverein Alster (TV Alster) konstituierte sich. In der Erklärung des Gründungsvorstandes hieß es damals unter anderem: Unter den Bewohnern von Ohlsdorf, Alstertal und Umgebung ist das Bedürfnis rege geworden, durch Abhaltung von Frei- beziehungsweise Geräteübungen und volkstümlichen Spielen, sich der edlen Turnerei zu widmen. Die gesundheitlichen Vorteile, welche das Turnen auf die körperliche und geistige Entwicklung der heranwachsenden Jugend ausübt, dürfte jeden Interessierten bekannt sein”.

30 Mitglieder gehörten dem neuen Verein damals an. Der Turnverein Alster ist einer der Gründerväter, aber woher kommt der “Sport” in unserem Namen? Während auf der Ohlsdorfer Seite und im Langenhorner Gebiet sich bereits sportliches Vereinsleben entwickelte, bestand die Fuhlsbütteler Landschaft noch zur Hauptsache aus Feldern und Wiesen. Als aber 1910 auch dort eine rege Bautätigkeit begann, kamen auch neue Bewohner, zum großen Teil Lehrer, in dieses Gebiet und unter der Leitung eines Lehrers wurde 1911 der damalige “Fuhlbütteler Fußball -Club” gegründet, dessen erste Vereinsfarben blauweiß waren.

Aus dem F.F.C entwickelte sich dann der Sportverein Alstertal. Aber die Grausamkeit des ersten Weltkrieges brachte auch den Sport schnell zum erliegen. Und nichts machte dies deutlicher als ein überliefertes Protokoll des Turnvereins Alster, in dem es im Mai 1916 hieß: “Da durch fortwährende Verminderung der Mitglieder sowie des Eingangs der Beiträge es nicht mehr möglich ist den Turnbetrieb aufrecht zu erhalten, ist das Turnen eingestellt worden.”

Doch schon zwei Jahre nach dem großen “Vaterländischen Krieg” waren die Turner wieder da und 1921 wies der Turnverein Alster bereits 225 Mitglieder auf. Immer mehr Menschen siedelten sich in Fuhlsbüttel an und so wuchs auch der Sportbetrieb beim Sportverein Alstertal. Aber dunkle Wolken zogen über das fröhliche Treiben unserer Sportler hinweg. Sie entstanden aus den Rivalitäten der beiden Vereine, dem TV Alster und dem SV Alstertal.

Ein übertriebener Lokalpatriotismus führte dazu, dass sich beide oft spinnefeind gegenüber standen. Am Ende aber siegte die Vernunft und 1933 schlossen sich beide Vereine zusammen. Im seinerzeitigen “Verschmelzungsbericht” hieß es unter anderem: “Der Sportverein Alstertal von 1911 e.V. wird gelöscht. Der Turnverein “Alster” von 1909 e.V. ändert seinen Namen in Turn und Sportverein Alstertal von 1909 e.V.” Aber die sich ankündigende “neue Zeit” hinterließ ihre Spuren. Demokratische Wahlen des Vorstandes wurden abgeschafft, es wurde diktiert, befohlen und gleichgeschaltet und ab 1940 war ein Sportbetrieb praktisch nicht mehr möglich. Wie schon einmal 1914/1918 fehlten die Mitglieder.

Doch schon 1945/46 ging es wieder los und 1949 zählte der TuS Alstertal bereits 1100 Mitglieder, von den fast die Hälfte Jugendliche waren. Ende 1952 verwirklichte sich ein langer Traum: der neuerrichtete Herman-Löns-Platz, nunmehr mit einer Aschenbahn und Leichtathletik-Anlage, wurde seiner Bestimmung übergeben. Die neuere Geschichte unseres Vereins ist vielen bekannt. Ãœber 60 Jahre ist uns das blaue A für Alstertal in seinen vielfältigen Abwandlungen vertraut.

1909, im Gründungsjahr des Turnvereins Alster, taten sich sportbegeisterte Arbeiter aus Langenhorn und Fuhlsbüttel zusammen und gründeten den “Freien Arbeiter-Turn- und Sportverein Fuhlsbüttel- Langenhorn von 1909 e.V”. Im gleichen Stadtteil entstand ein Jahr später die “Langenhorner Spielvereinigung von 1910 e.V”.

1933 ereilte das Schicksal auch diese beiden Vereine. Sie wurden aufgelöst und erst nach dem Kriege, 1945, konnte unter leicht veränderten Namen (Freier Turn- und Sportverein Fichte Langenhorn von 1909 e.V.) wieder der Sportbetrieb beginnen. 1946 kam es zum Zusammenschluss der “Langenhorner Spielvereinigung” und des “Turn- und Sportvereins Ochsenzoll-Langenhorn” zum “Langenhorner Turn- und Sportverein von 1910 e.V.”

Im Mai 1970 wurde dann der heutige “Sport-Club Langenhorn von 1909/1910 e.V.” geboren. Väter und letztlich auch Mütter waren also der “Freie Turn- und Sportverein Fichte Langenhorn von 1909 e.V.” und der “Langenhorner Turn- und Sportverein von 1910 e.V.” Seine Ausführungen erschütterten die damalige geistige Welt in Europa. Und es lohnt sich, einige Sätze Rousseaus zu zitieren, denn sie zeigen uns deutlich auf, welch ungeheuerliche Veränderungen für die damalige Zeit da gefordert wurden und welch langer Weg zu unserem heutigen Gesundheits- und Sportverständnis noch zu gehen war.

“Von einem Ende des Saales nach dem anderen springen, den Flug des Balles noch in der Luft bemessen, um ihn mit kräftiger und sicherer Hand zurückzuschleudern: solche Spiele eignen sich nicht nur für Männer …. sondern auch für Weiber”.

Das Zeitalter der Aufklärung brachte uns das humanistische Menschheitsideal der Griechen und Römer zurück. Die Einheit von Geist und Körper. Die älteren von uns kennen vielleicht noch aus der Schule den Satz ” In einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist”. Philosophie in verkürzter Form und oft von politischen Machthabern missbraucht. Die Grundlagen aber für eine bewusste körperliche Betätigung waren gelegt. Sport zu dieser Zeit war auch eine Art “geistiger” Haltung, denn das in seinem Selbstbewusstsein erstarkte Bürgertum sah in der Leibesübung eine Möglichkeit, seine neue “Freiheit”, ohne Repressalien befürchten zu müssen, zu dokumentieren.

Von Siegfried Armgart (2.Vorsitzende) ( Auszug aus dem Sportspiegel 6/2002 )